Freitag, 7. April 2006

about

28, 30 32 weiblich aus Wiesbaden
"Educationsdesignerin" :-), Sani, Freundin, Enkelin, Tochter, Schwester, Nachbarin, Hobby-Fotografin, Hörbuchliebhaberin, Verlobte
....... Mensch

Meine Touren und Ausflüge, meine Reisen und Welteroberungen vom Kleinen ins Große, vom Äußeren ins Innere und umgekehrt

Trotz fleißigen vorschreiben sind manchmal meine Gedanken schneller als die Rechtschreibüberprüfung der Finger. So hat sich eine Macke eingebürgert, nämlich dass ich Buchstaben verdrehe , hinzufüge oder weglasse. Oft kommt es mir einfach auf die Massage an, nicht auf den Stil. Aber ich gelobe Besserung !

Meine erster Toter

Sanitätergeschichten:

Frisch hatte ich meinen Sankurs gemacht. 4 Wochenenden inmitten der Schulzeit, 4 Wochenenden Theorie und Praxis mit anschließendem Ankreuztest. Ich hatte bereits einige Sanitätsdienste gemacht fühlte und mich nun fit und motiviert um Leben zu retten.
Irgendwann hate ich dann auch die Erlaubnis Rettungsdienst als 3.te Frau mitzufahren; geschützt im Rahmen des Praktikantenstatus. Eine blutige Anfängerin.

Viele Geschichten hatte ich gehört. Manche kursieren Jahre unter Kollegen und unter den ehrenamtlichen sowieso. Und irgendwann , nach einigen Schichten und Diensten konnte ich auch solche Geschichten erzählen. Einsätze die ICH erlebt hatte, und bei denen mir die alten Hasen sogar zuhörten.
Es wäre auch schade wenn die Erinnerung an einige Einsätze in Vergessenheit geraten würden. Teils witzig, teils schockiertend, einfach mitten aus dem Leben. Man bekommt als ehrenamtliche Kraft kein Geld, höchstens mal ein Trinkgeld und wenn überhaupt einen Händedruck und ein "Dankeschön". So holt man sich ein wenig Aufmerksamkeit. Weiß was zu berichten, was den anderen in Staunen versetzt, den Menschen aus dem restlichen Volk Bewunderung aussprechen lässt und dem Kollegen ein wissendes Lächeln entlockt.

Und immer wieder erzählt man sie im Kreise der Rettungsdienstler, Sanitäter und Erst-Helfer. Vielleicht zum Beeindrucken, aber ganz bestimmt auch, zum Verarbeiten. Einige Dinge gehen einem nicht mehr aus dem Kopf. Und so auch

Meine erste Leiche


Ich hatte ein wenig Angst gehabt vor dem Moment. Wann wäre es soweit? Wie würde sie ausschauen? Was würde die Todesursache sein? Wielange würde sie bei unserem Auffinden schon Tod sein ? Würden wir sie wieder bekommen? Würde jemand um sie weinen? Was würde es bei mir Auslösen.

Den Rhythmus einer Herz-Lungen-Wiederbelebung hätte ich aus dem Schlaf gerissen aufzählen und praktisch umsetzten können. Die Theorie saß schonmal. Das war eintrainiert und durchgeübt. Doch im realen Leben das Ganze anzuwenden ist was ganz anderes. In einer Schicht war es dann soweit. Der Melder ging auf und nannte uns als Geschehen einen Unfall auf der Autobahn. (Ob zu diesem Zeitpunkt schon bekannt war, das einer der Patienten einen Herzkreislaufstillstand hatte weiß ich heute nicht mehr).

Ein Mann hatte einen Herzanfall am Steuer seines Autos erlitten, war mit seiner Mutter als Beifahrerin gegen ein Schild geknallt und zum Stehen gekommen. Die Reanimation auf der Autobahn war mitten im Gange. Wir waren nicht das ersteintreffende Fahrzeug, Sodass die Rollenverteilung schon geklärt war. Ich sollte zunächst bei der Versorgung der alten Dame mithelfen und bekam die Hilfsaktionen beim Mann gar nicht mit. Ansonsten hatte ich nur kleine Arbeiten zu erledigen und konnte mir den festen Ablauf erst mal anschaun und beobachten.

Die Kollegen war alle unwahrscheinlich nett zu mir. Ich war gerade mal 16 und wurde sehr gut in die Materie eingeführt. Einem mir fremden Kollegen , einer anderen Rettungsorganisation, half ich Blut abzunehmen. Ich durfte das Röhrchenfür die Blutgruppenbestimmung an den Venenzugang klemmen und versiffte mir dabei meine Hose. (Am wenigsten gearbeitet und den größten Blutfleck auf der Arbeitskleidung)
Dann ging ich wieder zu meinen Kollegen. Ich zog eine Ampulle mit Wasser auf, als Trägerlösung für ein anderes Medikament. Irgendwann wurde die Reanimation abgebrochen. Der Mann wurde für Tod erklärt. Ich schaute ihn mir das erste Mal bewußt an.
"Ynnette dieser Mann ist gerade gestorben. Sieh ihn dir an, du wirst davon träumen", sprach ein kleines Männlein auf meiner Schulter doch mir drängte sich ein anderer Gedanke vorlaut dazwischen: "Der schaut ja aus wie ein Schlumpf!" Im Lehrgang hatten wir durchaus über Blauverfärbungen und Hautveränderungen bei Sauerstoffmangel gesprochen. Dass ein Mensch jedoch Diese dunkelblaue Färbung annehmen konnte, hatte ich nicht gewußt. "Du wirst heute Nacht davon träumen. Das ist ein einschneidendes Erlebniss so ein Toter." "Der schaut aus wie ein Schlumpf". "Sowas kannst du doch nicht denken. Nebenan im Rettungswagen liegt seine Mutter." - "Der schaut aber wirklich aus wie Schlumpf." Ich versuchte wirklich pietätvoll mit diesem Ereignis umzugehen, doch es gelang mir nicht. Immer wieder drängte sich mir der Gedanke der für mich ungewohnten Gesichtsfarbe auf . Ich hatte Angst in der kommenden Nacht nicht schlafen zu können, da ich nicht hier am Unfallort den Anblick richtig wahrgenommen und verarbeitet hatte.

Während der Mann zugedeckt und für den Abtransport in einem Leichenwagen fertig gemacht wurde, transportierten wir die Mutter ins Krankenhaus. Um mit einer ungeahnten Reaktionen durch die Todesnachricht ihren Gesundheitszustand zu verschlechtern und nicht abfangen zu können, erzählte der Not-Arzt ihr vorerst nichts von dem Tod ihres Sohnes. Ob das so richig war weiß ich heute im Rückblick nicht. Mir tat die Frau leid.

Ich träumte weder in der kommenden Nacht noch irgendwann später von diesem Toten. Doch der Satz über seine Hautfarbe ist bei mir abgespeichert. "Der schaut ja aus wie ein Schlumpf."

Podcasts sind toll, Halsschmerzen sind doof.

Das Halskratzen vom Wochenende gipfelte nun doch in eine Rachenentzündung. Mal was neues. Bis jetzt betraf es immer den Kehlkopf. Dennoch bleibt die Behandlung die gleiche: Schonen, Antibiotikum (*motz), Zuhause bleiben.

Die Gummibärchen, die ich beim Schreiben mampfe, assoziieren blöderweise den Geruch der Papageienkäfige von der Vogelburg in mir hervor. (Genauso wie ich die Mischung aus Grukenscheiben und Salami mit abgelecktem Hundefell assoziiere. Ich bin merkwürdig, ich weiß. Aber ich mag mich. Ich schweife ab.) Nein, der Geschmack ist gar nicht lecker.
Deshalb ich beschließe nichts mehr von den Schaumgummi Wini Puh`s und Ferkels zu essen und lieber zu hören. Die kulinarische Blog-Lesung aus Berlin zum Beispiel. Gerade lade ich die einzelnen Leser herunter, brenne sie anschließend und verkrümel mich damit ins Bett. So kann ich mich mental ein kleinwenig auf Mainz vorbereiten und schon mal ein paar Stimmen kennenlernen. Nette Idee, wie ich finde, die Lesung mitzuschneiden. Wozu aber natürlich wiederum ein Mikrofon nötig ist, was mir nicht so gut gefällt.

Egal. Locker bleiben Ynnette. Wird schon. Kannst ja nichts verlieren. Und der Beitrag von Don Alphonso macht auch Mut! (6. April, "Wertes Puplikum") Bekanntere Personen scheinen wirklich nicht zu beißen und mit Wasser zu kochen.

So nun noch brennen und ab in die Ohren damit.

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