Eben stolperte ich mal wieder seit langer Zeit über die Seite "meines" ehemaligen
Pfadfinderstammes und bestaunte aussführlich den Internetaufritt. Abgesehen davon, das es Anfang der 90er noch kein Internet in der Form wie heute gab, gab es bei uns auch keine Technik oder andere Artikel der Konsumgeneration.
8 Jahre war ich dabei. Fing als kleiner Meutling an , kam irgendwann in die Sippe und kurz vor Ende war ich Meutenführerin. Mit 14 Jahren hatten M. und ich die Verantwortung über einen Haufen von 20 Kindern im Grundschulalter. Absolut überfordert fühlte ich mich und kapitulierte ein 3/4 Jahr später. Es dauerte einige Jahre bis ich mitsamt einer pädagogischen Ausbildung mich wieder an das Arbeiten mit Schulkindern wagte. Und dennoch denke ich, haben wir unsere Sache damals gut gemacht. An die 2 Lager, die wir damals organsierten erinnere ich mich gerne. Auch ein Theaterstück (Wo die wilden Kerle wohnen) stellten wir für einen Berichtsabend auf die Beine.
Die jetzigen Bilder zeigen mir, das auch heute noch die Sippen-, Meuten- und Stammesführung sehr jung ist. Verantwortung wird sehr früh übernommen und das Prägt.
Eine melacholische Gänsehaut überkommt mich bei einigen Erinnerungen und schon gar, wenn ich sehe wie der Stamm sich entwickelt hat. Kinder, die damals bei mir in der Meute waren führen heute den Stamm als junge Erwachsene. Es gab Jahre da kämpften wir mit Mitgliederproblemen. Wir gingen in Grundschulen, machten Aktionen in der Fußgängerzone, hängten Plakate aus. Für den Stamm ging vor ein paar Jahren ein ganz großer Traum in Erfüllung: ein eigenes Heim. Was für uns unvorstellbar war, ist Realität geworden.
Zur Einweihung wollte ich es mir nicht nehmen lassen dabei zu sein. Nur wenige erkannte ich noch, die wenigsten wußten wer ich war. Die Gruppendynamik ist spürbar, doch es kommt nur der herein, der unmittelbar dazugehört. Die Lieder sind ähnlich den unseren von früher. Teils kritisch politisch, teils altertümlich, trationell, doch auch aktuelle Lieder von heute gehören dazu.
Die 8 Jahre haben mich geprägt, wohl sogar mehr, als die Zeit heute beim DRK. Oft kam ich an meine Grenzen und ein Stückweit auch darüber.
Der Meutenführer schreib zu seinem Abschied damals etwas über jedes Kind und "meine" Sätze trafen mich als Teenager hart, lassen mich heute aber über seine Menschenkenntnis staunen. Ich wäre sehr sozial, wäre bereit in einer Gruppe zu agieren, aber nur bis zu einem gewissen Punkt.
Irgendwann mit 15 kam der Punkt, wo ich mich nicht mehr wohl fühlte in de rSippe. Die anderen Mädels waren irgendwie anders und cih wollte mich nciht anpassen, im gegenteil, ich fühlte mich mit meiner Art nicht mehr akzeptiert.
Der Abschied fiel mir sehr schwer, war es doch jahrelang irgendwie ein Zuhause gewesen. Die Entscheidung fiel während der Fahrt in Griechenland die betont war von Heimweh und verliebt sein.
Raufen, Singen, zig Kilometer Laufen, Kochen, Feuerholz sammeln, Postenlaufen, Zelte aufbauen, im Zelt schlafen und in der Morgenkälte aufraffen, die Mystische Atmosphäre beim Schweigemarsch und der anschließenden Verleihung von Abzeichen und wichtigen Stammesentscheidungen, das Singen im Feuerkreis, das Üben und Aufreten bei Singewettstreiten, das Austeilen des Essens in der Jurte, Lager und Fahrten. Diese Erfahrungen und Momente sind in keiner Weise vergleichbar mit Fußball-, Kegel- oder Turnverein. Die Gruppendynamik prägt fürs spätere Arbeitsleben, Arbeiten und Leben in Gruppen und Projekten, Cliquen und Freunden.
In meinen Berufsjahren mit Kleinkinder sang ich oft die Lieder von früher vor, war der Text schon verblast, so war doch die Melodie noch da um die Kinder in den Mittagsschlaf zu summen. Über 100 Lieder kannte ich damals mit Worten und Weisen. Und ich bin mir ziemlich sicher, wenn ich später Kinder haben werde, werde ich ihnen auch diese Leder vorsingen und mich damit an die Zeit erinnern.