Erinnerungen
Therapiebedingt beschäftige ich mich mal wieder mit meiner Vergangenheit. So habe ich einen Lebenslauf geschrieben und mich lange mit Tom unterhalten.
U.a. habe ich aber auch endlich eine Möglichkeit gefunden meine Blogs auf Papier drucken zu lassen. Im Zuge dessen habe die ersten Teile in Word runterkopiert und sichte nun ein wenig nach ungültigen Links, alten gelöschten Bildern und unwichtigem Blödsinn.
Was bleibt sind innerhalb von 2 Jahren mehr als 400 Din 4 Seiten Tagebuch.
Ich staune!
Gestern haben wir den Weddingplaner bestellt. Und heute war er schon da!
Wir machen zwar viele Listen über den PC, aber mit Füller und handgeschrieben ist es einfach eine schöne Erinnerung an die ganze Planung.
http://www.weddingstyle.de/collection/ --> my weddingplaner
Stolzer Preis, aber ich glaube es lohnt sich. Er ist echt schön aufgemacht, nicht kitschig und viele tolle unaufdringliche Tipps sind drin.
Vor 4 Jahren nahm ich in Mainz an einer Bloglesung Teil.
Genau zu diesem Zeitpunkt überdachte ich meinen ehemaligen Blog bei blogigo und zog um zu twoday. Eben fand ich die Lesung per google und hörte sie das allererste Mal wirklich. Mich selbst.
Wer dran teilhaben mag:
"Brotha&Sista-Tour in Barcelona" & "Meine erste Leiche"
"Zimmerzigeunerin" & "Single -mittendrin, statt nur dabei"
Meine Eltern sind getrennt. Geschieden. Seid einigen Jahren. Und doch haben sie noch Gemeinsamkeiten, ohne überhaupt in Kontakt zu stehen. Knappe 25 Ehejahre lassen sich wohl nicht auslöschen.
So lieben sie beiden- jeder für sich interpretiert- das Lied "My Way" und haben es ohne vom anderen zu wissen, an ihrem jeweils 60. Geburtstag laufen lassen.
Und jetzt lesen beide das gleiche Buch. Ich schenkte es ihnen allerdings schon letztes Jahr zu irgendwelchen Festen. Und es lag wohl bei beiden noch eine Weile im Regal. Aber jetzt lesen sie gleichzeitig "Das Buch des Lebens".
In den 80ern gab es beim Aldi-Süd ein Müsli mit Orangeninstantflocken. Vom gesundheitlichen Nährwert müßte man wohl eher sagen es bestand nur aus Haferflocken und kleinen viereckigen oder runden Orangeninstantflocken mit Orangengeschmack.
Das war sooooo lecker.
Den Geschmack kann ich mir fast im Gedächtnis abrufen, würde das Zeug aber so gerne wieder mal essen.
Die Verpackung war ebenfalls orange und hintendrauf - da wo man immer beim Essen draufschaut und liest - war eine Szene von einer Wiese oder einem Schwimmbad mit spielenden Kindern gezeichnet.
Erinnert sich da jemand dran? Gibt es das noch irgendwo. Kommt ein anderes Müsli vom Geschmack da sehr nah dran?
Im Kindergarten wußte ich schon, was ich NICHT werden will: Kindergärtnerin. Diese (mit der wir heute noch befreundet sind) mußte den Kindern unter anderem den Po abputzen. Eklig fand ich das.
Nach der 10. hatte ich keine Ahnung was ich machen sollte. Tierpflegerin vielleicht. Damit ich mehr Optionen offen hätte, ging ich zum Oberstufengynmaium. Was dann folgte war ein schreckliches Jahr. Dabei hatte ich mich auf die Zeit wirklich gefreut. Ich kam kaum mit, verstand oft nichts und quälte mich von Klausur zu Klausur. Ich begann mich durch eine familäre Situation und Sanitäsdienste bei Blinden, für eben diese zu interessieren.
Reha- und Mobilitätslehrerin für Blinde und Sehbehinderte sollte es also werden. Ich brachte mir sogar die Brailschrift alleine bei.
Als Voraussetzung war entweder Erzieherin, oder Optikerin gefragt.
Optiker? mit Physik. Neee. Nun gut, dann also auf die Fachschule für Pädagogik. Soft war mein Einstieg in einem eingruppigen katholischen Kindergarten in einem heilen Vorrort in Wiesbaden-Sonnenberg. Mein zweites Jahr absolvierte ich inmitten der Tätigkeit, was ich nie machen wollte. Popoabputzen. Und ich gewöhnte mich schnell dran und es störte mich gar nicht. Bis zu 9 verschiedene kleine Mäuse in einer Krippe wickelte ich nun also mehrmals am Tag. In der Fachschule hatte ich Noten, die mich aufbauten und mir zeigten genau das richtige gemacht zu haben. (Nicht mit dem Poabputzen, sondern die Entscheidung Erzieherin zu werden.)
Nach 5 Jahren war ich dann fertig und dachte mir "Hier bleib ich". Keine Weiterbildung zur Rehalehrerin. Als Erzieherin mit "gesunden" Kindern hatte ich schon genug zu tun, was mich interessierte und Ansprach.
In der Zeit lernte ich auch Gringel kennen . Sie hatte vor mir eine Stelle und ich wünschte ihr viel Erfolg beim Arbeitsanfang und halb scherzhaft meinte ich, sie solle den Chef mal fragen, ob er nicht noch jemanden bräuchte. Zwei tage später rief mich eben dieser Chef an und fragte nach, ich würde doch eine Stelle suchen. Ob ich Lust hätte mal vorbeizukommen.
Mein Start als "Milleniumserzieherin" - ich wurde 2000 fertig ;-) war heftig. Sozialer Brennpunkt Wiesbaden. Nein, so darf man es ja nicht mehr nennen. Die Situation bleibt aber dennoch. Die Zeit war anstrengend, aber sehr lehrreich.
Und in genau dieser Zeit wuchs die Freundschaft mit Gringel zu einer Ebene, die ich mir mit einer Frau nicht hätte vorstellen können. Wir arbeiteten 3 1/2 Jahre zusammen in einer Gruppe und fuhren sogar gemeinsam in den Urlaub.
Und doch war ich nach 3 Jahren ausgebrannt. 36 Kinder im Alter von wenigen Monaten bis 12 Jahren in einer Gruppe. Ein damaliger Versuch. (Die Gruppe wurde nach meinem Fortgehen wieder aufgelöst und in 2 Gruppen aufgeteilt) Ich arbeitete, wie ich nie arbeiten wollte. Erkannte mich selbst nicht mehr, hatte mir negative Eigenschaften angenommen und fühlte mich unsicher.
Weg aus dem Beruf. Weg aus der Sparte. Gerichtsmedizin. Ja genau. an Leichen herumfummeln und entdecken, wieso sie gestorben sind. die Nummer von der Gerichtsmedizin in Frankfurt lag schon auf meinem Tisch. Dort wollte ich anfragen, ob ich als Quereinsteigerin eine Chance hätte.
Viele gute Gespräche hielten mich dennoch davor ab. Einmal wollte ich es noch probieren. dann eben in einer anderen Sparte. Mit Schulkindern. Ich mußte mich arg aufrappeln, um überzeugend mein Vorstellungsgespräch zu schaffen. Doch dann hatte ich sogar zwei Stellen zur Auswahl. Und wieder entschied ich mich entgegen der behüteten Kindern für das sozial vernachlässigte Klientel.
Nun bin ich seit 2004 in einer anderen Einrichtung im AKK und arbeite mit Hortkindern. Kann mich mit vielen meiner privaten Interessen einbringen und mich ausprobieren und kann viel mit den Kindern Lernen.
Wen man alles in seinem 30jährigen Leben schon so getroffen hat ist faszinierend. Spannend, sich zu erinnert, wenn man sich überlegt, wen man auch so hinter sich lässt.
Habe eben die Kinder meiner Patentante wiedergefunden, zu der ich den Kontakt vor 15 Jahren abbrach.
Mit einem ehemaligen Pfadfinder meines alten Stammes bin ich sehr nett am mailen.
Und mit ehemaligen Mitschülern der alten Schulen ist der Austausch in den passenden Foren über diesen oder jenen Lehrer auch sehr amüsant.
Als ewige Studentin des Lebens habe ich mich nun im www.studi-vz.de eingetragen. Es ist mehr als spannend, wen man dort alles wiederentdeckt.
Habe auch meine komplette Realschulklasse abgeklappert - ein wenig in Erinnerungen geschwelgt und den ein oder anderen gefunden.
Eben habe ich meine Auto in die Werkstadt gebracht und bin dann übers Feld 1 1/2 Stunden heimgelaufen.
Dabei erinnerte ich mich an den Bornberg. Der Bornberg ist ein Feldstück zwischen dem Haus wo ich aufwuchs und dem Haus meiner Großeltern. Der feldweg führte auf einer Anhöhe von Wiesbaden-Sonnenberg unterhalb vom Feld an lauter Kleingärten vorbei.
In 30 Minuten zügigem Kinderfußmarsch gut zu schaffen. Schon früh bewältigte ich diesen Weg alleine , manchmal morgens, manchmal mittags, doch nie in der Dunkelheit. Erst lief ich die knappen 1 1/2 Kilometer zu Fuß, später fuhr ich mit dem Rad. Manchmal mit den Meerschweinchen Jonas und Josephine oder auch mit Übernachtungsgepäck dabei. Manchmal pflückte ich mir einen Apfel, oder schaute in die Gärten hinein. Oder ich rupfte ein paar Löwenzahnblätter. Die beiden Wutze lies ich ein paar mal unterwegs auf einer kleinen Wiese fressen.
Was war es für ein Schreck, als die Wutzendame unter einem Zaun durchkletterte und erst mal weg war. Mit viel Betteln und rufen und wohl den saftigsten Löwenzahnblättern lies sie sich bezirzen wieder zu ihrem Göttergatten und mir zurückzukehren.
Fast bei den Großeltern angekommen begannen wieder die ersten Häuser. Und zwischen zwei Grundstücken konnte man per Luftlinie das Haus der Großeltern sehen. Meist saßen sie dann auf dem Balkon und ich rief die 200 Meter hinüber und sie wußten ich bin in 10 Minuten da.
Der Bornberg war nicht nur Verbindungsweg zwischen den Elternhaus und Oma und Opa, er war auch symbolische Trennungslinie in meinen Träumen. Jahrelang spielten sich des Nachts Horrorvisionen, Verfolgungsszenen und kindliche Schreckensszenen auf diesem Weg ab. Meine Mutter hatte den Kontakt zu ihren Eltern zu beginn meiner Grundschulzeit abgebrochen und konsequenterweise der Rest der Familie auch. (Mittlerweile verstehe ich diesen notwendigen Bruch. Doch damals war es meiner Sicht ein böser Streit und keiner wollte sich vertragen.)
Ich war jahrzentelang die einzige Person, die die Großeltern besuchte. Mein Eltern versuchten mir gegenüber neutral zu sein, doch ich spürte mit der kindlichen Feinfühligkeit genau die Spannungen, konnte sie nur damals nicht verstehen. Und für meine Eltern war es wohl zu emotional mir das ganze verständlich zu machen. Von meiner Oma hörte ich hin und wieder schon abfällige Sätze, die im Laufe der Jahre zunahmen, bis ich selbst erst im Teenageralter verbal Stellung bezog.
Ich saß zwischen den Stühlen. Beziehungsweise ging ich den Weg auf dem Bornberg alleine. Nachts spielten sich dort die schlechten Träume ab, doch tagsüber ging ich ihn wirklich gerne, diesen Weg. Nur nicht abends, wenn es dunkel war.