Samstag, 24. Februar 2007

Ein runder Abend mit ein wenig Blut

Beim Heimfahren um 4 meinte ich zu Gringel: "Nachher wache ich bestimmt gegen 9 Uhr auf. Meine Augen brennen so, dass ich sie am besten zulassen möchte, aber ich werde nicht mehr schlafen können." Pustekuchen. Um 13:30 Uhr erwachte ich aus meinem KUZ-Koma. Eigentlich kein Wunder nach der Nacht.

Von 6h Anwesenheit, bestimmt mal knappe 5h durchgetanzt. Und ja! wir haben gelästert und gestaunt, gezappelt und geschwitzt. Diesmal waren erstaunlich viele Busenwunder vertreten. Wir hatten wirklich viel Spaß. Und damit der Abend auch so wirklich rund war, habe ich noch ein kleines bisschen Leben gerettet.

Ein kleiner Mann plumste mit einmal mit viel Schwung um und flog 2-3 Meter weiter erst in die tanzende Menge, dann auf den Boden. Eine Flasche zerbrach dabei.
Ich wartete erst ab was passierte. Die Umstehenden warteten auch erst ab, wollten die Lage abschätzen. (Besoffener? Schlägerei?) Da sprang ein junger Mann hinzu und half dem kleinen Mann auf. Doch plötzlich begann er sich erst seine Jacke dann sein Tshirt vom Leib zu reißen. Ich ahnte und ging hinzu.
Eine Schnittwunde hatte der gute am Arm. Ich sah die Verletzung erstmal jedoch nicht, da der andere sein Tshirt bereits um den arm wickelte und verknotete. Wer weiß, wozu es gut ist, dann scheint es wohl ernster zu sein. Mein Blick auf den Boden in das viele Blut bestätigte den Verdacht. "Raus hier, mit dem Kerl", dachte ich nur. Ich schob den kleinen Mann vor mit her, nahm ihm zwischenzeitlich noch seine Bierflasche ab, die er umklammerte und drückte sie einem umstehenden in die Hand. Dem Tshirthelfer klopfte ich nur auf die Schulter, er solle mitkommen, in der Annahme, er kenne den Verletzten.
Wir müßten raus zur Security, bräuchten einen Rettungswagen. So schob ich den Verletzten hinaus aus der großen Halle, Richtung Ausgang. Dort bat ich einen Securitytypen einen Rettungswagen zu holen. Den Verletzten drängelte ich im scharfen Ton sich endlich auf den Boden zu setzen. Dann lies ich mir einen Verbandkasten geben. Ich war dankbar über die Handschuhe, die darin waren, meine Hände waren dennoch schon recht blutversifft.

Ich nahm das Tshirt ab und erblickte eine tiefe und großflächige Schnittwunde. Wirklich nicht ganz ohne. Wie immer in solchen Situationen ahnte ich Gringel schon schattenhaft in meiner Nähe. Ich gab ihr Verbandmaterial und bat sie mir es anzureichen, um einen Druckverband zu machen.
Der Kerl schaute verdutzt auf seinen Arm und das was um ihn herum passierte. Die Security hatten komplett ihre ledernen Handschuhe angezogen, im Glauben einer anstehenden Rangelei. Der eine half mir beim fixieren, während der Tshirt-Mensch dem Verletzten den Arm hochhielt.

Dann galt es den Verbundenen zum Sitzenbleiben anzuhalten. Er wollte wieder aufstehen und gehen. Wäre nicht so schlimm. Ich redete ziemlich streng auf den Alkoholisierten ein. (Wäre er jetzt nicht artig, würde ich die bösen Jungs von der Securitiy rufen, die wären nicht so lieb zu ihm) Er bat mich auf Toilette zu gehen. Ich befürchtete, dass die Blutung zunehmen würde, und er just - wie Murphies Gesetze es meist nervorsagen, er auf der Toilette im engsten Raum kollabieren würde. Auch hoffte ich den RTW gleich eintreffen zu hören. So "verbot" ich ihm sein Aufstehen. Er bedankte sich zwischenzeitlich bei mir. Ich lobte das schnelle und beherzte Eingreifen des Tshirtheldens. Ersthelfer müßen schließlich motiviert werden, auch ein nächstes Mal zuzupacken.
(Ich hätte ansonsten den Arm noch in der Halle abdrücken müßen, was ein hinauslaufen eindeutig erschwert hätte.)
Auch trat ein anderer Typ dazu, der sein Freund zu sein schien. Der Tshirtmann gehörte wohl doch nicht zu ihm. Er meinte zu mir er hätte gesehn, das es wohl ein Marokkaner, wie er selbst sei und wohl Hilfe mit der Sprache bräuchte, darum sei er so schnell auf ihn zugekommen.
Irgendwann kam dann auch der RTW und ich übergab den Patienten mit einem letzten Gruß und Genesungswunsch.
Das Blut auf der Tanzfläche wurde später mit Katzenstreu (!!!) bedeckt. Vorher hatten alle in der Blutlache getanzt, als die Streu da lag, machten alle einen großen Bogen drumherum.

Später auf der Tanzfläche sah ich dann nochmal den Tshirtmensch stehen. Während ich ausgelassen herumzappelte, stand er mit neutralen Gesichtsausdruck am Rand. Ich ging auf ihn zu grinste und sagte: "Hey, du hast ein Menschenleben gerettet, nun freu dich und habe Spaß, du hast es dir verdient." Ein lachen entstand in seinem Gesicht und das Lächeln blieb. Und wirklich, er begann zu tanzen und das noch nicht mal schlecht.
Die Arbeitskollegin von Gringel war in der Zwischenzeit gegangen, Aber wir hatten noch mal richtig viel Spaß und tobten uns aus. Wir gesellten uns zu zwei Rotkreuzkollegen, die schon mächtig beschickert waren und tanzten ausgelassen, bis die Rausschmeisserlieder kamen. Ich wünschte mir zum Schluss noch "Maneater" von Nelly Furtano und genoß des Ausklang des Abends.

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