...kotzen mich an. Das ist wie nem Kind vor ner Spritze zuu sagen "Das tut nicht weh." Das ist kein Mitgefühl, das ist falsche Hoffnungssplitter versprühen gepaart mit Unwissenheit. Passiert es aus Hilfslosigkeit mag ich es noch verzeihen. Aber ansonsten widert es mich derzeit an. Es kostet mich immer wieder Überwindung und Trotzigkeit höflich zu bleiben und den gegenüber aufzuklären, das das eben nicht mehr wird.
Da sind mir die Menschen lieber, die mir mir sagen, dass sie nicht wissen, was sie sagen sollen, nicht wissen wie sie reagieren sollen und manchmal mich nur aus tief empfundenem Mitgefühl mit Tränen in den Augen sprachlos anschauen. Damit kann ich besser umgehen. Da darf man auch zusammen mal ein Tränchen kullern lassen.
Die Schleusen sind wohl endlich geöffnet. Ein philosophischer Gedanke gestern Abend von Paps brachte mich zum Weinen und aufhören wollte es irgendwie gar nicht.
Dennoch fuhr ich zur Party von Gringel und TRH. Gringel holte mich nach einer Hilfe-SMS aus dem Auto. Ich war verquollen und rotgeweint. Meine Freunde und Bekannten, die auch da waren begegneten mir wirklich lieb.
Um kurz vor Mitternacht entschloß ich mich doch hoch in die Klinik zu fahren. Paps war eingenickt und ziemlich am Schwitzen.
So saß ich dann eng an ihn gelehnt auf seinem Bett und wir schauten raus in den angrenzenden Stadtteil. Die Raketen waren wirklich schön, keine Tschechischen Schläger sondern bunte Funken hoch am Himmel.
Was sagt man sich dann zu Silvester? Ich habe ihn gefragt. Ein frohes Jahr, mit dem Wunsch, das es doch immer wieder die kleinen schönen Momente sind, die das Leben lebenswert machen oder ein gesundes Jahr, um ihm all die Schmerzen zu ersparen, die er in den letzten Wochen hatte.....
So wünschte ich ihm ein frohes, gesundes Jahr und wir beide wußten, das es eine andere Bedeutung hatte, als wenn es jmd anderes gesagt hätte.
Es tat gut, doch noch mal hingefahren zu sein und die Nähe mit ihm zu genießen. Ohne ständig die Tränen laufen zu lassen.
Dafür ist meine Erkältung wohl zurückgekommen. Ich fühle mich leer, unendlich traurig und bin sehr zwiegespalten was das neue Jahr angeht. Einerseits freue ich mich, habe Hoffnung, das es auch gutes bringen wird. ich weiß, das ich die kleinen Momente bewußter wahrnehmen werde. (So sehr freute er sich über den leckeren Multivitaminsaft, um den er mich bat, als hätte er ein 5-Sterne-Menü bekomen). Doch es macht mir auch Angst.
Es geht mir momentan nicht um das Loslassen. Es geht mir darum, "wie" Paps gerade lebt. So ohne Lebensqualität. Mit Schmerzen und Angst vor Luftnot, schwach, mit so wenig Appetit und am ausgezehren. Ich wünsche ihm einen anderen, eine würdevolleren Lebensabend.
Mike aus HH war zu Besuch, während er probierte, um 13:30 noch brauchbare Lebensmittel zu erringen und für Paps noch leckeres Vollkorn- und Früchtebrot erstand , brach die Zimmerzigeunerin zu neuen Taten auf. Innerhalb 15 Minuten tauschte ich das Bett mit dem Sofa aus. Allein nur für das Gesicht von Mike hatte sich der Kraftaufwand gelohnt. Anschließend starteten wir motiviert vom neuen Bild der Sofaecke den 2. Schritt der Wohnungumgestaltung: Da der Schreibtisch nicht durch die Zimmertür passte, schob ich den Schrank zur Seite, wo dahinter eine Metalltür in den Flur nach draußen liegt. Doch der Schreibtisch passte auch hier um 0,5 cm nicht durch, sodass wir ihn gleich in Einzelteile zerlegten. Wo wir gerade dabei waren, schraubten wir ein paar Bretter ab, die vorher zwar zur Druckerablage dienten, meine Beinfreiheit aber empfindlich einschränkten. Nun passen meine Beine komplett unter den Schreibtisch!
Stück für Stück bauten wir den Schreibtisch wieder im "Vorraum" auf und ich befreite mit einem ziemlich aggressivem Putzmittel den Tisch von Jahrelangen Ablagerungen.
Mike machte den Großteil der Technik, verlegte geschickt alle Kabel neu und schloß die Telefonkabel wieder an.
Alleine hätte ich das alles gar nicht geschafft und ich war heilfroh für seine Hilfe. Wären meine Vermieter hochgekommen, hätte sie wohl erschrocken gefragt, wann und vor allem warum ich denn ausziehen wolle. Noch immer stehen im alten Arbeitszimmer , bzw. künftigen Schlafzimmer viele Kisten herum, und es ist irgendwie, als wäre ich gerade eingezogen. Eine wunderbare Gelegenheit mal wieder auszumisten und mich von Balast zu erleichtern.
So sehr ich Angst habe vor dem neuen Jahr, so habe ich auch Platz gemacht für Neues.
Schritt 3. wird dann auch demnächst folgen: Der Umzug des Bettes ins künftige Schlafzimmer