Dienstag, 19. Juni 2007

Es sind Raubtiere meine Katzen

Es fiept. Oder es piepst, oder zwitschert. Es tut es ununterbrochen, hört nicht auf. Der Wecker ist es nicht, es klingt kläglicher, natürlicher. Der Stakkato lässt mich aufwachen. Das Geräusch ist nicht in meinem Traum, es ist in der Nähe des Bettes- Ist es draußen, nein es klingt ganz nah. Es ist in der Wohnung. Noch während ich das blöde Kabel und den Schalter der Lampe ertaste nehme ich unruhiges Getrippel von den Katzenpfoten auf dem Laminat war.
Es fiept ununterbrochen weiter. Ich rechne mit einem Vogel, der das Fenster nicht mehr findet.
Doch nein, es ist schlimmer.

Endlich finde ich den Lichtschalter , schaue verpennt im Zimmer umher, versuche mich zu orientieren, das Piepsen einzuordnen. Auf dem Boden flappt etwas hin und her, etwas kleines. die Flügel weit ausgeklappt und Fine spielt damit. Merlin schaut zu. Läuft mindestens genauso im Jagdfieber, wen auch passiv neben her. Wie ein Fußballspieler, der ruft: "Gib mir den Ball, gib ihn mir, ich bin frei."
Im Adams im Evakostüm stehe ich auf und gehe näher heran. Der Vogel entpuppt sich als Fledermaus.

Schlagartig erinnere ich mich an eine Erzählung meiner Eltern, als so ein Tier - im gesundheitlich besseren Zustand in ihrem Schlafzimmer umherflattert. Meine Mutter tauschte mit dem Kopf unter die Decke. Als sie die schützenden Decke einen Spalt hochhebt, passiert im Nachbarbett das gleiche. Mein Vater ist ebenfalls untergetaucht. Das Nachttier fand später mit einiger Hilfe aus der verfangenen Gardine wieder hinaus in die Freiheit.

Meine Fledermaus kann nicht mehr fliegen. sie schimpft, zappelt um ihr Leben und Fine versucht sie immer wieder im Maul aufzunehmen und weiter in die Wohnung zu tragen. Katzen sind Raubtiere, mir wird es ganz deutlich bewußt, ich sehe es vor mir. Mag der Tierkreislauf sich abspielen, nicht vor mir, nicht in meiner Wohnung. Ich könnte heulen. Das kleine Tier, dem Tode geweiht tut mir leid.
Ich muß handeln. Die Bewegungen und Flugversuche kann ich nicht einschätzen, ekel mich ein wenig. Was ist, wenn das Vieh mir um die Ohren oder gar andere Körperteile fliegt. Ich beginne zu schimpfen und zischend auf Fine loszugehen. Was sie sonst zum Flüchten veranlasst, ignoriert sie. Ich stupse sie an, zische "Nein, Fine, laß". Merlin versteht ein nicht korrektes verhalten und verzieht sich direkt. Erst viele Male, hartnäckig gegen ihren Körper geklopft, lässt Fine ablassen und sie wiederwillig im Arbeitszimmer verschwinden. Die Fledermaus verschnauft , liegt leblos auf dem Boden. Schnell schließe ich die Tür zum Arbeitszimmer, auf der Hut, das Tier im Auge. Mit einem Auge mein Nachthemd suchend, plane ich meine Vorgehensweise. Schließlich kam ich aus dem Tiefschlaf.

Aus der Küche hole ich ein leichtes Spülhandtuch und reiße eine neue Verpackung der Plastikhandschuhe auf.
im Baumwollschutzanzug nähere ich mich dem leblosen Körper.
Da ich neugierig bin, und mir das Tier genau anschauen möchte, auch nach etwaigen Verletzungen greife ich behutsam mit den Handschuhen zu.
Die spitzen Zähnchen des nicht mehr leblosen Tieres zeigen seinen Lebenswillen. Es schlüpft aus meine Fingern. Bitte jetzt nicht fliegen, nicht fliegen, denke ich. Im Geiste sehe ich meine Mutter, wie sie schon unzählige tote Mäuse von Leo entfernt hat. Mäuseüberreste.
Doch dieses lebt noch irgendwie. Meine Katzen sind Raubtiere, die Fledermaus ist es auch. Groß gegen klein. Und klein hat verloren. So ist das im Leben. Aber nicht im Leben meiner Wohnung. dieses Tier soll leben dürfen und fliegen dürfen, gleich wenn ich es raussetze.

Vorsichtig lege ich das Spültuch über den erschreckend platten Körper. Langsam greife ich mit einem behutsamen Schaufelgriff unter das Tier. Ich spüre, wie es sich im Tuch verbeißt.
Meine Neugierde weicht der Angst, das das Tier mir ins Gesicht fliegt, wenn es herausschlüpfen kann. Behutsam trage ich den so zarten , kleinen Körper zum Fenster und lege sie aufs Sims. Die Flugmaus plumst in den Metallenen Blumenkasten und flappt dort hin und her. Haste toll gemacht Ynnette. Hättest sie aufs Dach legen sollen. Ich hole eine Taschenlampe und es flappt mittlerweile auf dem Dach. Wie ein schleppendes Geräusch, das mir die Tränen in die Augen treibt. Dann ist es ruhig.

Meine Katzen sind Raubtiere und dieses war nur das erste Tier, dass Fine in meine Wohnung brachte, viele werden folgen. Beim Lebenslauf der Natur unmittelbar dabeizusein tut weh. Eine ungleichen Kampf um das Leben zuzuschauen. Für den einen ein spiel, für den anderen das nackte überleben. Das kleine Fledermäuschen soll sich erholen und wegfliegen können, ohne das Fine es nochmal holt. Das Piepsen ist mir dazu noch zu sehr im Ohr.
Und ich muß zusehen, wie ich wieder zum Schlafen komme. Das ganze vor vor knapp 30 Minuten.
Meine Raubtiere haben die restliche Nacht Hausarrest.

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