"Warum tust Du das denn auch?"
Ich war die Erste die von der Party wieder ging. Es war kurz nach 23 Uhr, und die Nacht versprach kurz zu werden. Zwei Übungen warteten am nächsten Tag auf mich. Gringel fragte mich Du bist doch krank, wenn du sowas machst, oder? "Warum tust Du das denn auch? " Und ich glaube, weder zum Zeitpunkt des Spielverderber-Früh-ins-Bett-geher, noch am nächsten Morgen, wenn um 6 Uhr der Wecker klingelte hätte ich ihr diese Frage beantworten können.
Kurz vor der Übung, während der Übung, nach der Übung , da hätte ich schon eher eine Antwort parat. Ob aber ein Außenstehender versteht wieso man sich mit Rettungskräften, Verletzendarstellung, Blut und leidenden Gesichtern abgibt weiß ich nicht.
Gringel hat mich schon oft genug auf Sanitätsdiensten erlebt, mir hier und da zur Seite gestanden und geholfen, aber "Verletzt" hat sie mich wohl noch nie erlebt. Paps habe ich infiziert. Der macht nun auch mit. Vater-Tochter- Verletztendarstellung. Der Sohn fungiert als Notarzt, Tochter und Vater mimen. Familienbetrieb.
Bei einer Schauübung in der Fußgängerzone sahen meine Eltern mich das erste Mal mimen. Ich war blutig, wurde von meinen Kollegen intubiert und beatmet. Meine Eltern schauten sich das Spektakel an und meinten hinterher, ich solle nicht enttäuscht sein, aber DAS wollen sie nicht noch mal sehen. Ihre eigene Tochter in dieser Situation zu erleben wäre zu heftig, würde zusehr das Kopfkino antreiben.
Dann erlebte mein Vater eine fiesen Motorrad-Unfall bei der er jemanden in seinen letzten Minuten begleitete und den Kopf hielt. Tage später kam er auf mich zu und fragte, wie er denn alleine den Helm hätte abnehmen sollen.
Um die Chance zu haben, das ganze besser Verarbeiten zu können, machte er erst einen Erstehilfekurs, dann sogar einen Sankurs mit mir mit. Damit er das nächste Mal wissen würde, was zu tun war. Dadurch lernte er die Arbeit ein bisschen kennen.
Dann half er einmal aus bei einer Übung und hatte Blut geleckt.
Er mimte einen gebrochenen Arm, ich war bewußtlos. Er schrie und wimmerte jämmerlich und die Feuerwehr rettete ihn direkt. Ich schrie nicht und blieb erst mal liegen. Paps wurde über die Feuerwehrleiter gerettet und fand das ganze Aufregend und Spannend.
"Also wenn ihr nochmal jemanden braucht....."
Und nun ist er mit dabei. Er sieht das ganze nicht aus der medizinischen Sicht. Bewertet nicht die Übungsabfolge und Sichtungskategorien. Er erlebt das aus der Position des Verletzten der Anteilnahme und Betreuung braucht. Und auch er bekommt einen schnelleren Puls beim ertönen der Martinshörner.
Ich schminke eine Verletzung und sehe wie der "Mime" hinterher das Verletzungsmuster verinnerlicht und darstellt. Noch lieber mime ich selbst, rutsche in die Rolle des Verunfallten, Erkrankten oder Schockierten. Sich in die Situation hineinversetzen bedeutet auch im Realfall den Gegenüber besser verstehen zu können.
Man schaut in Abläufe hinein, die der normalen Bevölkerung unbekannt sind. Rettungsabläufe, Handlungen, interne Betriebsabläufe, Firmengelände und Schauplätze sind erlebnissreich, spannend, adrenalingeladen.
Der Helfer ist manchmal erschrocken über die darstellende Wirkung. Die Wunden sehen echt aus. Erschreckend echt. Je besser der Mime ist, desto besser ist die Wirkung. Zuerst probieren sie einen aus der Rolle zu bringen, zu sehen, dass es einem gut geht. Wenn man gut ist, gelingt ihnen das nicht. Der Retter vergißt die Situation der Übung. Er hilft, wie er es real auch tun würde und übt damit für den Ernstfall. Kann aus den Fehlern lernen, wird bestätigt.
Die Theorie kam zuvor, mit uns kommt die Praxis.
Nicht nur dabei sondern mittendrin zu sein. Das ist es unter anderem , warum ich abends eventuell früher gehe und morgens früh aufstehe.
Kurz vor der Übung, während der Übung, nach der Übung , da hätte ich schon eher eine Antwort parat. Ob aber ein Außenstehender versteht wieso man sich mit Rettungskräften, Verletzendarstellung, Blut und leidenden Gesichtern abgibt weiß ich nicht.
Gringel hat mich schon oft genug auf Sanitätsdiensten erlebt, mir hier und da zur Seite gestanden und geholfen, aber "Verletzt" hat sie mich wohl noch nie erlebt. Paps habe ich infiziert. Der macht nun auch mit. Vater-Tochter- Verletztendarstellung. Der Sohn fungiert als Notarzt, Tochter und Vater mimen. Familienbetrieb.
Bei einer Schauübung in der Fußgängerzone sahen meine Eltern mich das erste Mal mimen. Ich war blutig, wurde von meinen Kollegen intubiert und beatmet. Meine Eltern schauten sich das Spektakel an und meinten hinterher, ich solle nicht enttäuscht sein, aber DAS wollen sie nicht noch mal sehen. Ihre eigene Tochter in dieser Situation zu erleben wäre zu heftig, würde zusehr das Kopfkino antreiben.
Dann erlebte mein Vater eine fiesen Motorrad-Unfall bei der er jemanden in seinen letzten Minuten begleitete und den Kopf hielt. Tage später kam er auf mich zu und fragte, wie er denn alleine den Helm hätte abnehmen sollen.
Um die Chance zu haben, das ganze besser Verarbeiten zu können, machte er erst einen Erstehilfekurs, dann sogar einen Sankurs mit mir mit. Damit er das nächste Mal wissen würde, was zu tun war. Dadurch lernte er die Arbeit ein bisschen kennen.
Dann half er einmal aus bei einer Übung und hatte Blut geleckt.
Er mimte einen gebrochenen Arm, ich war bewußtlos. Er schrie und wimmerte jämmerlich und die Feuerwehr rettete ihn direkt. Ich schrie nicht und blieb erst mal liegen. Paps wurde über die Feuerwehrleiter gerettet und fand das ganze Aufregend und Spannend.
"Also wenn ihr nochmal jemanden braucht....."
Und nun ist er mit dabei. Er sieht das ganze nicht aus der medizinischen Sicht. Bewertet nicht die Übungsabfolge und Sichtungskategorien. Er erlebt das aus der Position des Verletzten der Anteilnahme und Betreuung braucht. Und auch er bekommt einen schnelleren Puls beim ertönen der Martinshörner.
Ich schminke eine Verletzung und sehe wie der "Mime" hinterher das Verletzungsmuster verinnerlicht und darstellt. Noch lieber mime ich selbst, rutsche in die Rolle des Verunfallten, Erkrankten oder Schockierten. Sich in die Situation hineinversetzen bedeutet auch im Realfall den Gegenüber besser verstehen zu können.
Man schaut in Abläufe hinein, die der normalen Bevölkerung unbekannt sind. Rettungsabläufe, Handlungen, interne Betriebsabläufe, Firmengelände und Schauplätze sind erlebnissreich, spannend, adrenalingeladen.
Der Helfer ist manchmal erschrocken über die darstellende Wirkung. Die Wunden sehen echt aus. Erschreckend echt. Je besser der Mime ist, desto besser ist die Wirkung. Zuerst probieren sie einen aus der Rolle zu bringen, zu sehen, dass es einem gut geht. Wenn man gut ist, gelingt ihnen das nicht. Der Retter vergißt die Situation der Übung. Er hilft, wie er es real auch tun würde und übt damit für den Ernstfall. Kann aus den Fehlern lernen, wird bestätigt.
Die Theorie kam zuvor, mit uns kommt die Praxis.
Nicht nur dabei sondern mittendrin zu sein. Das ist es unter anderem , warum ich abends eventuell früher gehe und morgens früh aufstehe.
Ynnette - 30. Apr, 09:55
1 Kommentar - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Rainer (Gast) - 1. Mai, 17:23
Warum machst du das....
Ja, da hat Töchterchen schon recht. Ist ungeheuer spannend und auch etwas aufregend, zu sehen , wie ein von einem "normal Bürger" plötzlich ein "Schwerverletzter" oder sonst irgendwie Verletzter wird. Und dann ist man mitten im Geschehen und in seiner Rolle. Erstaunlich wie so macher Helfer damit umgehend einem Verletzten zu helfen...zu bergen..und auch sicher manchmal komisch. zB.neulich bei einer Katastrophen-Übung bei den Amerikanern. Ich kann kein englisch, also mimmte ich einen türkischen Hausmeister. Und da sprachen mich die deutschen Helfer doch in gebrochenem deutsch an. (wo du haben aua )....ja bis tatsächlich ein türk Arzt kam. Da zog ich es denn doch vor in Ohnmacht zu fallen, denn "mein türkisch" hätte er bestimmt nicht verstanden...grins...I ch denke mit meiner realistischen Darstellung eines Unfall-Opfers kann ich schon helfen, daß es dann bei einem wirklichen Ernstfall auch klappt : mit dem RETTEN und HELFEN...
herzlich Rainer
herzlich Rainer
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