Arbeit
Wen man am Freitag einen Konflikt mit einem Kind hat und kann ihn nicht klären, nimmt man das gerne schnell mit ins Wochenende. Das ist doof. Für das Kind und für mich!
Eine fitte Jahrespraktikantin ist ein Geschenk. Da macht das Arbeiten gleich noch mal mehr Spaß. Habe ihr das heute auch gesagt.
Schön, wenn man neue Wege kennen lernt und sie umsetzen kann. Feedback der Kinder ist oft Feedback der eigenen Arbeit. Konstruktive Kritik sozusagen.
Mitten bei der Arbeit, einen kurzen Moment innehalten, sich selbst gutgelaunt beobachten und feststellen:
Die Arbeit macht mir Spaß.
Jedes Jahr ist es das gleiche. Die meisten 1.Klässler gehen nach der Einschulung noch mal kurz in den Hort, um ihre Schultüte und den Ranzen zu zeigen, oder gehen direkt zu feiern nach Hause.
So sollte das ja auch sein. Ein kleiner Teil jedoch kommt zu uns und bleibt bei uns. Als wäre es ein Tag wie kein anderer. Auch die Kleidung schaut nicht anders. Mir blutet dabei jedesmal das Herz.
Heute tobte der Bär bei uns. Neue Kinder und alte Kinder mit vergessenen Regeln im Gepäck. In 6 Wochen kann man ja schließlich die erlernte Kinderstube wieder vergessen, sodass man mit der Konsequenz von vorne anfangen muß. Das erste Mal Hausaufgaben machen, für uns bedeutet das Grund reinbekommen und den Kindern ein positives Gefühl für Hort, Hausaufgaben und schule zu vermitteln.
Ich weiß was ich heute geleistet habe.....
"Ynnette?"
"Ja?"
"Wenn vom Mount Everest die Spitze abbricht, sieht man die dann im Wasser?"
"Warum heißt das Tote Meer Tote Meer?"
"Wen ein Hai da reingehen würde, kann der dann da nicht leben?"
"Wie tief ist das tote Meer?"
"Wer hat das Salz in das Tote Meer reingemacht?"
Warum brennt das Salz wenn es an eine Wunde von meinem Körper kommt?"
"Wo ist die tiefste Stelle im Meer?"
"Wenn in den Marianengraben der Mount Everest reinfallen würde, würde man ihn dann noch sehen?"
"Kann ich auf dem kleinsten Berg auch keine Luft bekommen?"
"Gell, im Rhein sind doch Strudel und die bringen Menschen um?"
"Was ist schlimmer: Strudel oder Sprudel im Wasser?"
"Wenn ich Schimmflügel im Wasser anhabe, kann ein Strudel mich trotzdem runterziehen?"
Ich habe probiert ALLE Fragen kompetent und kindergerecht zu beantworten. Nun habe ich Löcher im Bauch.
Die Vorbereitungen für das Frühstück waren fast abgeschlossen und ich räumte schon mal auf, was nicht mehr gebraucht wurde. Ein Mädchen (9) fragte ich, ob es die beiden Löffel des Schokocremeglases haben wolle. Freudig setzte sie sich an den Tisch und nahm mir die Löffel aus den hingereichten Händen.
Mittlerweile mit meinem Frühstück beschäftigt merkte ich irgendwann, dass sie sie Schokocreme gar nicht ableckte, sondern vielmehr die Löffel eingehend betrachtete.
Nach einiger Zeit platzt es aus ihr heraus: "Ynnette, wenn ich hier rein schaue ist alles Spiegelverkehrt. (Sie streckt mir die vertiefte Seite des Löffels hin) Wenn ich da reinschaue, ist alles normal. (Sie zeigt mir die gewölbte Seite)
Ich sage ihr die Bezeichnungen der Worte "konkav" und "konvex". Die Eigenschaften beider Worte hat sie ja schon völlig alleine herausbekommen. Mithilfe einer Eselsbrücke kann sie sich die Zuordnungen merken. Die Schokocrme ist völlig in den Hintergrund getreten.
Auch an den nächsten Tagen holt sie sich wieder einen Löffel und testet die Worte und die Spiegelungen aus.
Physik am Frühstückstisch....
Für die einen beginnne morgen die Sommerferien und sie sind in ihren Gedanken bereits in den Ferien. für mich war heute mein letzter Arbeitstag vor den Ferien und ich bin froh, dass ich ihn hinter mich gebracht habe.
Es gibt Menschen, die weilen nicht mehr in körperlicher Form unter uns. Dennoch sind sie irgendwie da, oder rufen sich in Erinnerung. Manchmal wenn man nicht daran denkt.
Sie rufen sich in Erinnerung, weil sie ein Zeichen gesetzt haben. Sie haben etwas hinterlassen, was man manchmal erst lange nach dem Tode versteht.
es überrumpelt einen und ist plötzlich da. eine Erkenntnis, ein Gedanke, ein Gefühl.
Heute hat es mich eingeholt.
Dummerweise auf der Arbeit.
Dummerweise während eines Hilfegesprächs für ein Kind.
Uns wurden unsere Grenzen aufgezeigt.
Mit Grenzen in meiner Arbeit muß ich Lernen umzugehen. Sie kratzen an meinem persönlichen Anspruch.
Für einige Zeit konnte ich nicht Profi genug sein, war Mensch und lies die Tränen laufen.
Da war "einmal" ein Mensch, der einem etwas "hinterlassen" hat. Dann lernt man einen neuen Menschen kennen, ist für ihn mit-Verantwortlich und erinnert sich plötzlich an die Hinterlassenschaft.
Hilft man dem einen Kind und stößt dabei an seine Grenzen kümmert man sich vielleicht nicht mehr genug um die anderen Kinder der Gruppe, da man ausgepowerd ist.
Zudem, wenn die Zusammenarbeit zwischen Hort, Schule und Elternhaus nicht funktioniert.
Da war also das Verabschieden von einem bestimmten Anspruch.
Dann waren da heute Abschiede von den Kindern, die in die weiterführende Schule gehen. Kinder, die ich nun 3 Jahre begleitet habe.
Abschiede von Kindern, die wir nicht länger betreuen könne, weil sie künftig in anderen Institutionen untergebracht werden.
viele Male hieß es heute schöne Ferien und einen guten Schulstart wünschen. Einen Wunsch, noch etwas persönliches mit auf den Weg geben. Der Gegenüber hat eine Spur hinterlasseen, gleich, wie alt er ist, es bleibt ein Stückchen in einem und ist immer Willkommen.
Abschiede von Eltern, die sich toll engagiert haben und eine dankbare Rückmeldung unserer Arbeit an uns gaben.
Abschiede von 2 Mitarbeiterinnen aus dem Haus.
Das war zuviel "Abschied" heute. Ich war froh, als ich den Arbeitstag einfach nur hinter mich gebracht hatte. Und irgendwie durfte ich doch die Erfahrung maschen gute Arbeit zu machen, gute Kolleginnen zu haben, die einen verstehen...
Ich gehe nun ins Bett. Der Tag morgen wird bestimmt schöner werden.
24,5 h im Dienst
ein bisschen Trösten
viel Lachen
viel Beobachten-können
Entdecken +Spielen lassen im Wald
Kinder benötigten kein Animationsprogramm nur einen stressfreien Ort
diesmal nur ein kleines Pflaster
Der Wechsel nachts zwischen Einschlafen-Aufwachen-Horchen-Situation Einschätzen-Weiterschlafen-Aufwachen-Einschlafen machte mürbe
2h unzureichender Schlaf
ein leckeres Frühstücks-Büfett gemeinsam mit den Eltern
Schön war`s!
Hinterher war ich einfach nur platt
Beim Elterngespräch meint er:
"Ich tue was ich kann!"und lehnt sich selbstbewusst mit weit geöffneten Beinen machohaft selbstbewußt im Stuhl zurück.
"Ja genau", dachte ich mir, "Deshalb bringt auch die mittlere Tochter den jüngeren Bruder zur Einschulungsfeier, den noch kleineren täglich in den Kindergarten und kommt abgehetzt und regelmäßig zuspät zum eigenen Unterricht."
Aber er wird es wohl wirklich nicht besser wissen. Arme Kinder!
Der Emailwechsel mit einem meiner ehemaligen Hortkinder ist echt klasse. Ich habe wirklich große Freude an dem Mädchen, was gerade ein Teen geworden ist. Wir schreiben uns gerade zum Thema "Beziehungen" und "Zusammensein".
Sie fragte mich wann ich meinen ersten Freund hatte und ich antwortete Wahrheitsgemäß "Mit 17". Wieso denn erst so spät, fragte sie und ich frotzelte, dass mich vorher wohl keiner haben wollte.
Darauf lass ich vor ein paar Tagen:
"Also wenn ich ein Junge gewesen wär dann hätte ich dich bestimmt schon gefragt! Aber als Junge!!!!!"
Meine Chefin sitzt im Büro und nimmt den Hörer des klingelnden Telefons ab.
Der Anrufer möchte sein Kind gerne bei uns anmelden und fragt nach dem pädagogischen Konzept unseres Hauses. Sie zählt einige Details auf, u.a. die Montessori-Pädagogik als wichtiger Bestandteil.
"Ja wissen Sie mir erzählte eine Freundin von ihren Kindern. In deren Kindern wird nach diesem Ägyptischen Konzept gearbeitet."
Meine Chefin überlegt kurz, verkneift sich ein lautes losprusten, fängt sich wieder und antwortet:
"Sie meinen das Pyramide-Konzept. ..."